Ruhepole

Kraft tanken
am Arlberg

Von Randolf Leyk

Wohin du auch gehst, geh‘ mit deinem ganzen Herzen“, wusste schon Konfuzius. Und Albert Einstein sagte: „Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.“ Warum also nicht mal selbst auf Entdeckungsreise gehen und seinen ganz persönlichen Kraftort finden. Lech und Zürs gelten als Sehnsuchtsorte, der von genau diesen Kraftplätzen zahlreich umgeben ist.

Fotos: Lech Zürs Tourismus , Daniel Zangerl

Es scheint eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Wasser zu geben. Denn eine Studie des Instituts für Landschaftsarchitektur der BOKU Wien hat gezeigt, dass Kraftorte am Wasser positiv anregend wirken. Doch auch andernorts wirken sie sich positiv auf uns Menschen aus. Eine mystisch, magische Faszination strahlt der wohl weltweit bekannteste Steinkreis Stonehenge in Südengland aus.

 

Es muss nicht Stonehenge sein

 

Doch es muss nicht unbedingt Stonehenge sein, auch andere Kraftorte können den Menschen Stärke geben, die Akkus auftanken lassen. So auch rund um den Arlberg in Österreich, wo die Gemeinden Lech und Zürs schon lange nicht mehr nur ein Winter-Dorado sind und 1937 der erste Schlepplift Österreichs gebaut wurde, sondern das gesamte Jahr über mit faszinierenden Orten Besucher anziehen. Manche der Kraft- und Glücksorte sind versteckt und unvermutet, manche sind offensichtlich, andere wiederum geheimnisvoll.

 

Joschi Walch ist ein Urgestein der Region. Der Hotelier des Gasthofes Rote Wand in Zug gilt als innovativer Vorreiter zukunftsweisender Hotelkonzepte. Sein Vater war es, der Gäste einst per Schlitten zum Fondue aus Lech abholte und ins auch heute noch beschauliche Zug brachte.

 

Der passionierte Jäger kennt die geheimen Ecken und Orte rund um Zug: „Hier hat man alle Annehmlichkeiten des Arlbergs ohne den Lecher Trubel. Wir sind quasi das letzte verbliebene Dorf ohne viel Tourismus. Mein persönlicher Lieblingsplatz ist eine kleine Hütte am Steinmähder auf 1800 Metern Höhe. Dort kann ich abschalten, schöpfe Kraft und habe Ruhe“, sagt der Gastronom und Hotelier.

 

Blick auf die Rote Wand

 

Aber auch das Gipfelkreuz am Kriegerhorn (im Winter und Sommer zu Fuß zu erreichen) sei ein lohnenswertes Ziel. Doch unübertroffen ist für Walch der Blick auf die Rote Wand von der Freiburger Hütte: „Zum Abend leuchtet das Bergmassiv in einem beinahe unwirklichen Rot. Dieser Kraftplatz ist ein Muss für jeden Gast.“ Ganz in der Nähe ist der Formarinsee eingebettet in die imposante Berglandschaft mit dem 2704 Meter hohen Gipfel der Roten Wand.

 

In dieselbe Richtung führt auch der Weg zum und um den zehn bis 15 Meter tiefen Spullersee, wohin es regelmäßig Veronica Schneider zieht. Die Mitarbeiterin der Tourismuszentrale gibt noch einen weiteren Tipp: „Abends ist man am Stierlochjoch oftmals ganz alleine für sich und kann die Kraft sprichwörtlich aufsaugen. Und wer nicht wandern möchte, der gelangt dorthin als Alternative auch mit dem Fahrrad.“

 

Der Zuger Wasserfall

 

Ganz in der Nähe befindet sich der Zuger Wasserfall, der ebenfalls im Winter und im Sommer zu Fuß erreichbar ist. Allerdings versteckt er sich ein wenig. Rund 25 Minuten sind es von der Zuger Kirche. Bereits unterwegs ist die Kraft des Wassers zu spüren und zu hören. Die klare Bergluft mit ihrer beruhigenden Wirkung tut ihr Übriges.

Wasser steht auch im Mittelpunkt des Butzensees. Der natürliche Hochgebirgssee liegt auf fast 2200 Metern Höhe, umgeben von den Gipfeln der Mohnenfluh und der Braunarlspitze. In dieser Sattelmulde wartet Balsam für die Seele.

Aufgeladen von Liebe und Dankbarkeit ist auch Daniela Pfefferkorn, die in Oberlech den Goldenen Berg betreibt. „Ich gehe vor die Haustüre und bin in dieser unglaublich wundervollen Natur, und schon bin ich ganz bei mir und staune täglich über die Pracht, die uns geschenkt wird. Das gibt mir unglaublich viel Kraft“, sagt sie, die vor allem lange Wanderungen auf verlassenen Pfaden liebt. Die Hänge seien dort voll mit Alpenrosen und quasi rot im Sommer.

 

Meditation an den Gipslöchern

 

Gleich ein kompletter Kraftweg ist für sie der Lechweg, dort die Etappe 3. Die Wanderung über den Wöstersattel hinunter ins Bockbachtal und nach Steeg lässt sie immer wieder aufs Neue staunen. „Wenn nicht so viel Zeit ist, gehe ich durch unsere Gipslöcher und meditiere dort. Das ist auch die tägliche Strecke mit meinem Hund“, freut sich Daniela Pfefferkorn bereits auf die kommenden Monate. Die tiefen Krater sind umsäumt von einer unglaublichen Orchideen-Vielfalt. Mit rund 100 Dolinen gelten die Gipslöcher europaweit als geologische Besonderheit.

 

Der Skyspace Lech befindet sich in einem Hügel nahe der Bergstation der Schlosskopfbahn in Oberlech. Winter wie Sommer ist er problemlos zu Fuß erreichbar. Hinein geht’s durch einen 15 Meter langen Tunnel. Im runden Raum setzt man sich hin und schaut nach oben. Den Blick nach draußen, auf den Himmel und die umgebenden Berge, gibt eine bewegliche Kuppel frei. Hier existiert kein künstliches Licht, nur die Natur hat ihren Platz. Der weltbekannte US-amerikanische Künstler James Turrell hat für Lech diesen Lichtraum entworfen, in dem das Zusammentreffen von Himmel und Erde in der hochalpinen Landschaft mit neuem Blick erlebbar wird.

 

Zeitreise in ein anderes Jahrhundert

 

Auf Zeitreise in das Jahr 1850 geht es kurz hinter dem Zuger Tobel auf 1600 Metern Höhe an der Weißbachquelle. Dort soll bereits im 18. Jahrhundert die Säge von den Wassermengen des kleinen Laufes angetrieben worden sein. Jahrzehnte stand die Säge still.

 

Nachhaltigkeit muss also nicht bloß ein Wort sein, es kann auch einen Wert haben, eine Lebenseinstellung sein, eine Herzensangelegenheit. Lech Zürs gilt seit vielen Jahren und Jahrzehnten als ein Vorreiter für nachhaltige Entwicklung im Einklang von Mensch und Natur – trotz Skigebiet im Winter. Mit der Beschränkung auf 10.000 Gästebetten will man die Ressourcen schonen, die Naturlandschaft pflegen und die Landwirtschaft fördern. Seit 2008 züchten die Skilifte Lech übrigens Schottische Hochlandrinder, um Steilflächen zu beweiden und damit Lawinenabgängen vorzubeugen. Der auf 1.760 Meter errichtete Schottenhof in Oberlech gilt bis heute als Vorzeigemodell für die hochalpine Landwirtschaft. Und seit über 30 Jahren betreibt man einen Pflanzgarten mit speziellem Fokus auf die regionaltypische Flora. Über 2.000 Bäume werden hier jährlich gepflanzt – und die herangezogenen Setzlinge kommen zum Beispiel bei Aufforstungsprojekten oder auch in privaten Gärten zum Einsatz.

 

Und aus dem erneuerbaren Energieträger Hackgut produzieren die Biomasseheizwerke in Lech, Zug, Oberlech und Zürs genügend Energie, um fast 100 Prozent aller Haushalte und Betriebe mit Wärme zu versorgen – ein landesweit bestauntes Konzept, das im vorigen Jahrhundert wurzelt.

 

Informationen zu den Kraftplätzen und zur Region gibt es bei Lech Zürs Tourismus:

www.lechzuers.com/de

www.rotewand.com

www.goldenerberg.at

www.skyspace-lech.com

Historische Säge in Zug - Lech Zürs (lechzuers.com)

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