Es ist eine eher ungewöhnliche Geschichte, die Eva Frickes Weg zum Wein beschreibt. Denn zum einen ist sie in keiner Weise familiär mit dem Weinbau verbunden — ihre Eltern sind Ärzte. Zum anderen stammt sie nicht aus einer Weingegend, sondern aus dem hohen Norden.
Ihre Heimat hat die gebürtige Bremerin jedoch vor gut 20 Jahren im Rheingau gefunden. Dort schlug sie einen beeindruckenden Weg ein, der 2011 in die Selbständigkeit führte: Heute leitet Eva Fricke ihr eigenes 17 Hektar großes Weingut in Eltville mit eigener Vinothek. Zu ihren Abnehmern zählen internationale Sterneköche und Luxushotels, z.B. Das Kronenschlösschen in Hattenheim, Lafleur in Frankfurt, Fontenay in Hamburg, Dallmayr in München, Johannes King auf Sylt, das Esszimmer in der BWM Welt München, Restaurant Haubentaucher in Rottach-Egern, Søllerød Kro und Alchemist in Dänemark, das Steirereck in Wien, Leroy und Clove Club London, Atomix und Restaurant Daniel in New York, Atelier Crenn und Single Thread Farms in San Francisco, das Park Hyatt Beijing, Hotel W Shanghai und Restaurant Sühring Bangkok sowie das norwegische Königshaus, um nur einige zu nennen.
Höchstbewertung bei vielen Experten
Und auch die Kritiker sind begeistert: 2013 wurde das Weingut Eva Fricke vom Genuss-Magazin Falstaff zum „Newcomer des Jahres“ gewählt und das internationale Weinmagazin „Fine“ zeichnete es als „Bestes Start-Up“ in der Ausgabe „New Generation – Die 111 besten deutschen Jungwinzer“ aus. Im November 2015 wurde Eva Fricke von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum „Winzer- Aufsteiger des Jahres“ gekürt und Stuart Pigott zeichnete sie im Dezember 2016 als „Riesling Heroine 2016“ aus. Im darauffolgenden Jahr ernannte Der Feinschmecker das Weingut Eva Fricke zum „Aufsteiger 2017/18“ und zählt das Weingut seit 2019 mit der Höchstbewertung von 5F zu den 3 Spitzenbetrieben des Rheingaus und damit zu den 21 besten Betrieben in Deutschland.
2020 wurde das Weingut gleich dreimal mit 100 Punkten ausgezeichnet: Die 2019er Lorcher Krone TBA wurde von Robert Parker und James Suckling mit dieser Topbewertung bedacht, zudem bewertete James Suckling auch die 2019 Lorcher Krone trocken mit 100 Punkten. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Rheingaus, dass ein Wein mit 100 Parker-Punkten ausgezeichnet wurde, und Eva Fricke ist zudem die erste Winzerin in Deutschland, die diese Höchstbewertung erreicht hat. Besonders interessant ist, dass es sich hierbei um einen Wein aus einer lang vergessenen, wenig bekannten Lage ganz im Norden der Region handelt: der Lorcher Krone, Evas erstem Weinberg.
Handarbeit im Einklang mit der Natur
Dem An- und Ausbau von Eva Frickes Weinen liegt ein ganzheitliches Konzept zugrunde. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Weinbergsbewirtschaftung, denn die Hälfte der Weinberge weist eine Steigung von über 44 Grad auf und macht Handarbeit an den bis 70 Jahre alten Rebstöcken unumgänglich. Aber auch im Keller wird den Weinen viel Zeit für ihre individuelle Entwicklung
gegeben. Die natürlichen Gegebenheiten der Lagen, aber auch von der Natur gesteuerte Einflüsse während des Jahres stehen bei Eva Fricke Weinen ganz klar im Vordergrund. Genau aus diesem Grund werden die Weine auch nicht Jahr für Jahr nach den gleichen analytischen Parametern ausgebaut, sondern immer individuell.
Seit 2006 keine Herbizide und keine Pestizide
Seit 2006 verzichtet Eva Fricke auf Herbizide und Pestizide. Der Anbau aller Weine erfolgt seit 2011 nach ökologischen Richtlinien. Im Juli 2016 startete das Weingut den EU-Bio-Zertifizierungsprozess und ist mittlerweile zertifiziert. Auch Zukauftrauben stammen seit 2017 aus ökologisch-zertifiziertem Anbau von langjährigen Partnern des Weingutes in der Region. Seit 2017 ist das Weingut Eva Fricke zudem bei der „Vegan Society“ registriert. Im selben Jahr begann das Team auch mit biodynamischen Anwendungen, die weiterhin konsequent erlernt und verfolgt werden.
Der Weinbau und alle Wiederanpflanzungsprojekte erfolgen stets in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden. Die Rekultivierung von alten Weinbergen und die Erhaltung der historisch bedeutsamen Kulturlandschaft des UNESCO-Weltkulturerbes „Oberes Mittelrheintal“ mit seinenNatur- und Vogelschutzgebieten gehören zur grundlegenden Philosophie des Weinguts. 2019 wurden die ersten Reben aus Eva Frickes eigener Selection Massale in Eltville und Lorch gepflanzt.
Portfolio: Erstklassige Rieslinge aus besten Rheingauer Lagen
Eva Frickes Portfolio besteht zu 98 Prozent aus Rieslingen, die besonders mit ihrer Vielfältigkeit beeindrucken. Zurückzuführen ist diese Vielfalt auf die Lagen der Weinberge, die sich an zwei ganz unterschiedlichen geographischen Regionen im Rheingau befinden: In den Lagen im Oberen Rheingau um Kiedrich, Eltville und Walluf wachsen auf Löss-/Lehm- und Tonböden saftige, fruchtige Rieslinge heran. Die nördlichsten Rheingauer Weinberge um Lorch und Lorchhausen dagegen, die geologisch und klimatisch gesehen schon zum Weinanbaugebiet Mittelrhein zählen könnten, bringen außergewöhnlich elegante und filigrane Rieslinge hervor. Die dort vorhandenen Schiefer- und Quarzitböden sorgen zudem für mineralische, oft fast salzige Nuancen. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist hier der Ertrag auf natürliche Weise begrenzt.
Eva Frickes Fokus liegt auf den Lorcher Weinbergen, die sie 2005 sozusagen aus einem „Dornröschenschlaf“ erweckte. Der damit verbundene Aufwand hat sich gelohnt, wie die Anerkennung des „Lorchhäuser Seligmacher“ durch internationale Spitzenrestaurants und die damit verbundene neue Wertschätzung der historischen Lage zeigt. Auch die Tatsache, dass die lange Zeit vergessenen und eher gering geschätzten Lagen mittlerweile bei prominenten Winzern aus dem ganzen Rheingau begehrt sind, zeigt Evas Gespür für Qualität.
Eva Fricke: Ein überzeugender Lebensweg mit beeindruckenden Stationen
Hätte man Eva Fricke vor 30 Jahren nach ihrem Berufswunsch gefragt, wäre die Antwort „Bierbrauerin“ gewesen. Doch kurz vor dem Abitur absolvierte sie Praktika auf Weingütern an der Nahe und im südafrikanischen Kapstadt und entdeckte dort ihr Interesse für Wein. Es folgten ein Weinbau- und Önologie-Studium an der Fachhochschule Geisenheim und Praktika in der Weinkellerei des Château Cissac im französischen Haut-Médoc, auf Schloss Johannisberg im Rheingau, im Castello
di Verduno in Italien, auf dem Weingut Dominio de Pingus in Ribera del Duero in Spanien und auf dem Weingut Pepper Tree im Hunter Valley in Australien.
Nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieurin ging Eva Fricke zunächst zurück nach Spanien zu Pingus und dann zu Tatachilla, McLaren Vale in Südaustralien. Zurück in Deutschland arbeitete sie zuerst im Weingut J.B. Becker in Walluf und dann ab 2004 im Weingut Leitz in Rüdesheim als Weinbergsmanagerin und später als Betriebsleiterin. In dieser Zeit legte sie zudem mit einem berufsbegleitenden Intensivstudium an der European Business School in Oestrich-Winkel den Grundstein für die Realisierung ihres Traums vom eigenen Weingut: Schon 2006 produzierte sie neben der Vollzeitstelle ihren ersten eigenen Wein in einem angemieteten Keller — 600l von nur 0,24 Hektar Betriebsfläche. Schritt für Schritt ergänzte sie ihre landwirtschaftliche und kellertechnische Ausrüstung, bis sie ab 2010 schließlich unabhängig von anderen Betrieben arbeiten konnte.
Aktuell mit einer eigenen Vinothek ausgestattet
Seit September 2011 führt Eva Fricke ihr eigenes Weingut in Vollzeit, seitdem wächst der Betrieb kontinuierlich. Im Sommer 2015 zog das Weingut nach Eltville um und ist seither mit einer eigenen Vinothek ausgestattet. Im Jahr 2022 werden insgesamt 17 Hektar Weinberge bewirtschaftet, davon sind 15,5 ha im Ertrag und 1,5 ha Jungfelder, Neuanpflanzungen und Brachflächen. Seit 2019 gehören dazu auch 2 ha der originalen Lagen einer historischen Rheingau-Legende: der Domäne Schloss Eltz. Diese befinden sich in der Umstellung zum Bioanbau und die erste zertifizierte Lese wird für 2022 erwartet. Die Erstveröffentlichung von Evas eigener Interpretation des einstigen, berühmtesten Rheingau-Juwels ist für 2023/24 geplant.
Der Betrieb in Eltville wurde im Sommer 2019 um ein temperaturkontrolliertes Weinlager, direkt angrenzend an Vinothek und Büro, erweitert.
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