Von Randolf Leyk
Schlossführung, E-Bike-Führung, Weinwanderung – wer erst einmal in Südtiroler Ort Schenna angekommen ist, der hat die Qual der Wahl. Sogar ein eigenes Weinhotel gibt es dort.
Wenn Christian Kohlgruber mit seinen Gästen durch die Weinberge zieht, dann weiß der diplomierte Wein-Sommelier, wovon er spricht. Seine Familie blickt auf eine lange Tradition im Weinbau und als Gastgeber zurück. Die Leidenschaft für Weine zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben und das Hotel der Familie – ist doch Ehefrau Doris ebenfalls Sommeliere und Vater Pepi Wein- sowie Apfelbauer.
So geht es nicht nur in die hauseigenen Weinberge, sondern auch in Kellereien der Umgebung. Doch vor der Verkostung ist Fleiß angesagt. Gerade rund um Schenna existieren noch jede Menge Steillagen, die teils an die Mosel erinnern. Da sind festes Schuhwerk und Trittsicherheit gefordert. Und dann ist Christian Kohlgruber in seinem Element.
Der Blick vom Hotel Der Weinmesser ist einziugartig (oben).
Durch Passeiertal geht es mit Rad mit idyllischen Momenten am Wasser (unten links)
Franz Graf von Spiegelfeld ist ein Aristokrat ohne Starallüren und führt Besucher persönlich durch Schloss Schenna Fotos: IDM Südtirol/Frieder Blickle, Randolf Leyk
Steil geht es in Richtung Harzer und Hönigspitze hinaus.(unten rechts)
Was wird wie in welchen Ländern wie oft gespritzt? Was macht einen Biowein aus? Warum kann es keinen vernünftigen Wein für drei Euro geben? Keine Frage, auf der der Sommelier keine Antwort weiß. Dabei geht er mitunter auch schon mal mit der eigenen Branche hart ins Gericht. („Bei Moderscheinungen wie Lugana oder Primitivo muss man schon genau hinschauen, um etwas Vernünftiges ins Glas zu bekommen.“).
Leidenschaft für die Rebsorten
Auch die gut 35 Grad Celsius im Schatten tun dem Engagement Kohlgrubers keinen Abbruch. Leidenschaftlich erklärt er Rebsorten und Anbauweisen, welche Vorteile hat die Spaliererziehung? Oder sollte es in heißen Gegenden doch besser die Pergola sein? Mit dem Bus (zu Fuß wäre es zu weit) geht es zum Weingut Kornell, das sowohl vom Gault Millau als auch Falstaff zur internationalen Spitze gezählt wird.
Sonnenaufgangstour um 3.30 Uhr
Die Produktionsstätte und der Weinkeller sind verschlossen – nachdenkliche Gesichter bei den Wein-Fans im Schlepptau Kohlgrubers. Doch der Chef des Hotels Der Weinmesser zückt mit einem Lächeln den Generalschlüssel aus der Hosentasche. In dem renommierten Weingut gibt es quasi eine Privataudienz – auch das gehört zur Weinwanderung dazu. Letztlich wartet auch eine opulente Verkostung zurück in Schenna: Ob ein klassischer Vernatsch oder der bekannte Oreno (eine Cuvee Cabernet, Merlot und Petit Verdot aus der Toskana) – Hintergründe zu den Rebsorten, Sensorik und Genuss bilden einen schönen Abschluss. Nur mit der Sonnenaufgangstour um 3.30 Uhr am nächsten Morgen wird es eng.
Erstes Weinhotel in Südtirol
Der Weinmesser war übrigens das erste Weinhotel überhaupt in Südtirol. Der Name ist historisch begründet und bezeichnet einen Ehrenmann und beeideten Beamten im Burggrafenamt mit speziellen Aufgaben im Weinbau. Doch wer erst einmal ausgeschlafen hat, findet tags darauf eine Menge Alternativen. Auf eigene Faust kann man sich auf den Weg zur Assenhütte machen (Doris Kohlgruber: „Das ist noch ein Geheimtipp mit einer tollen Küche.“) oder sich ein E-Bike für eine Tour entlang der Etsch (zum Schloss von Reinhold Messner) oder ins Passeiertal mit unendlich vielen Apfelplantagen ausleihen. Das ist deutlich weniger anstrengend als die teils hochalpinen Kletterwege, genauso wie eine Weinprobe auf dem Innerleiterhof.
Zum Gipfel von Hönigspitze und Hirzer
Erfahrene und sportliche Wander-Enthusiasten wagen sich auf die Gipfel von Hönigspitze und Hirzer. Die ersten Höhenmeter werden zwar mit der Hirzer-Bergbahn zurückgelegt – danach wartet aber eine echte Herausforderung. „Doch es geht auch weniger anstrengend. Der Wein- und Apfel-Weg vom Hotel aus startet im Zentrum und geht über sechs Kilometer. In zwei Stunden ist man wieder am Ziel. Und in einer gemütlichen Stunde gelangt man von Schenna nach Meran. Der sonnenverwöhnte Mitterplattweg führt durch Apfelwiesen und Weinberge bis ins Herz der Kurstadt“ sagt Doris Kohlgruber.
Im Schloss führt der Graf persönliche die Gäste durchs Gemäuer
Szenenwechsel – Im Schloss Schenna wohnt der Adel noch selbst und führt persönlich durch die Räume. Das nach wie vor original eingerichtete Schloss (selbst Bettwäsche und Stoffservietten stammen von Anna Gräfin von Meran) ist ein Muss. Lassen die Museumsstücke doch die Zeit von Erzherzog Johann (er ist der Bruder des letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches) wieder lebendig werden.
Im Stammsitz des Grafen von Meran imponiert nicht nur eine außergewöhnliche Waffensammmlung (zusammengestellt aus sechs Jahrhunderten mit einer 42 Kilogramm schweren französischen Büchse), sondern auch eine Kanonenkugel, die so weltweit nur noch ein einziges weiteres Mal existiert.
Wer die Führung am Abend mitmacht erfährt aber auch so manch illustre Familiengeschichte. Denn durch das Schloss führt Franz Graf von Spiegelfeld, der Ehemann von Johanna Gräfin von Meran Spiegelfeld – und das auf äußerst unterhaltsame Weise. Es geht dabei durch den Rittersaal mit einem Holzboden aus dem Jahr 1560 genauso wie durch die Gemächer des Erzherzogs.
Info:
www.weinmesser.com
www.schenna.com
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